DAS HEGNER SCHLOSS HAT SEINE SPITZE WIEDER ...

Teilschädigungen am Zwiebelturm des Kloster Hegne und die Instabilität der Zierspitze waren Anlass genug für eine aufwendige gewerkübergreifende Sanierung.

Aber wie können die unterschiedlichsten Restaurierungsarbeiten in dieser Höhe an einem zwiebelförmigen Turm am besten vorgenommen werden? Die Lösung, in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt, Frau Dr. Schneider und dem Landratsamt Konstanz, Frau Kunz, lag auf der Hand: Der Zwiebelturm musste heruntergehievt werden, um die Arbeiten direkt auf dem Boden ausführen zu können.

Im Mai 2018 wurde die 2,5 Tonnen schwere Turmkonstruktion unter Anleitung der Zimmermänner von Holzbau Schmäh mittels eines Autokrans der Firma Gräber, Konstanz herunterbalanciert. Erfolgreich begannen die Arbeiten aller Gewerke: Flaschner, Blechner, Kunstschmied und Schlosser, Glockentechniker, Statiker, Restauratoren und Zimmermänner. Die Sicherung und der Erhalt der historischen Putz- und Farbfassungen wurde in die Hände der Restauratoren der Firma Ernst Loch GmbH, Sigmaringen gelegt. Die Schlosserei und Kunstschmiede Straub aus Allensbach war verantwortlich für die Festigung und Sicherung des Zierschmucks an der Turmspitze. Für die Statik wurde die Firma IGU Tragwerksplanung, Uhldingen-Mühlhofen beauftragt. Im Rahmen der Sanierung wurde auch das historische Geläut und die Glockentechnik von der Firma Schneider aus Schonach überarbeitet. Den Erhalt und die Reparatur der historischen Kupferbleche sowie die Ergänzung des Blitzschutzes wurden von der Blechnerei Singler, Allensbach ausgeführt. Die Zimmermänner von Holzbau Schmäh, Meersburg ergänzten das Dach mit Schieferdeckung. Zugleich wurden die Fenster im Turmzimmer unterhalb der Turmkonstruktion vorsichtig restauriert und der historische Fensterbestand denkmalgerecht saniert. Für das Herunternehmen und Hochziehen der Turmspitze war Holzbau Schmäh ebenfalls verantwortlich. Eine spannende und ganz und gar nicht alltägliche Aufgabe, welcher sich die Zimmermänner stellten. Mit Bangen im Vorfeld, aber Bravour und großem Geschick wurde der Zwiebelturm am Donnerstag, den 19.07.2018 wieder an seinen ursprünglichen Platz gezogen und strahlt nun in neuem Glanz über das Schloss Hegne. Die Gesamtkoordination lag in den Händen von Zimmermeister und Restaurator Sebastian Schmäh aus Meersburg. 165.000 EUR brutto beträgt das Gesamtvolumen. Aus den Mitteln des Denkmalförderprogramms des Landes erhält das Kloster Hegne 29.000 EUR.

Wussten Sie schon, was sich historisches im Schloss ereignet hat? Wie wurde das Schloss Hegne zum Wohnsitz der Barmherzigen Schwester vom Heiligen Kreuz? 1892 erfolgte die Ausschreibung des Schloss Hegne zum Verkauf. Umgehend erwarb im Auftrag der Generalleitung von Ingenbohl Pfarrer Scheu das Anwesen und es wurde zum Wohnsitz der badischen Schwestern. Für die Schwestern ist von da an Hegne der Ort, an dem sie spirituelle Heimat finden.

Das Schloss ist heute noch der Ort der Formation (Ordensausbildung), an dem junge Frauen, die die Lebensform der Ordensschwester als Weg ihrer Nachfolge wählen, in die Ordensgemeinschaft eingeführt werden. Sie durchlaufen im Schloss die verschiedenen Stufen der Ordensausbildung, bis sie sich ganz für das Leben als Barmherzige Schwester vom heiligen Kreuz entscheiden."

Beachtlich ist, dass das Schloss Hegne nicht nur religiöse sondern auch geschichtliche Bedeutung gewann. Auf Betreiben des damaligen Apostolischen Nuntius' im Deutschen Reich und späteren Papstes Pius XII., Eugenio Pacelli, konnten Konkordate mit Bayern (1924), Preußen (1929) und schließlich mit Baden geschlossen werden. Das Badische Konkordat wurde im Oktober 1932 im Schloss in Hegne unterzeichnet - kirchlicherseits von Pacelli, seit 1930 Kardinalstaatssekretär, und staatlicherseits von Vertretern der Zentrum-geführten badischen Regierung. Der Vertrag sollte die Beziehungen zwischen der Kirche in Baden, namentlich im Erzbistum Freiburg, und dem Badischen Staat dauerhaft regeln.

Das Aufsetzen der Turmspitze lässt sich in der Online Ausgabe des Südkuriers vom 19.07.2018 eindrucksvoll nachvollziehen.

Anschließend wurde am Montag, den 23.07.2018 der Adler auf die Turmspitze in schwindelerregender Höhe montiert.