ERINNERUNGEN: PERSÖNLICHE BEGEGNUNG MIT PAPST BENEDIKT XVI.

Ich könnte ein Buch schreiben über die Erlebnisse, die wir im Konvent San Damiano anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI in Freiburg 2011 hatten. Da der Papst im Priesterseminar Collegium Borromaeum (CB) übernachtete, wurde das Gebiet des CBs zum Hochsicherheitstrakt, unsere Wohnung und das ganze Haus wurden bis auf den letzten Millimeter gefilzt. Wir bekamen Sicherheitsausweise, mit denen wir uns im Haus bewegen durften und konnten nur zu einem Eingang hinein, vor dem ein Scanner und eine Durchgangsschleuse wie auf dem Flughafen angebracht war. In den Bäumen vor unseren Fenstern saßen die Scharfschützen und der Parkplatz war voll mit Polizeiautos. Unsere Wohnung (zwei Stockwerke unter dem Schlafgemach von Papst Benedikt) wurde von Sicherheitsbeamten bewacht.

Manche Augenblicke werde ich nie vergessen. Zum Beispiel die erste Begegnung mit Papst Benedikt, als wir Schwestern zusammen mit den Vorstehern des CBs im Park auf das Papamobil warteten. Die Studenten klebten hinter den verschlossenen Fenstern… Da stand er dann plötzlich vor mir, der große kleine Mann der Kirche, drückte mir herzlich die Hand, schaute mir in die Augen und sagte: „Ich danke Ihnen für Ihren Dienst. Wie gut und so wichtig, dass noch Schwestern hier im Haus sind.“

Wieder zurück in unserer Wohnung, klingelte es plötzlich – ein Mitarbeiter des Papstes stand vor der Tür und fragte in gebrochenem Deutsch: „Schwestern, können Sie putzen?“ Er hatte eine der weißen Soutanen des Papstes dabei, die auf dem Flug einen Fleck abbekommen hatte. Natürlich konnten wir „putzen“ – besonders Sr. Andresa, die sich gleich dran machte, damit das Gewand wieder ganz in weiß erstrahlen konnte.

Bei der Begegnung mit den Priesterseminaristen, die dem Papst im Vorfeld einen Brief geschrieben hatten, erstaunte mich seine Gelassenheit. Kurz vorher war bekannt geworden, dass die geplante Ansprache von Papst Benedikt in der CB-Kirche aus zeitlichen Gründen gestrichen wurde. Dennoch ergriff der Papst das Wort und meinte, er würde sich dennoch ein paar kurze Sätze erlauben. Dann sprach er 10 Minuten lang und ging auf den Brief der Studenten ein, während sein Sekretär mit Zeichensprache vergeblich versuchte, den Papst zu stoppen. Davon ließ sich Benedikt überhaupt nicht irritieren. Stark.

Nach dem großen Gottesdienst am Sonntag hatten wir Schwestern uns im Konvent zurückgezogen, wurden dann aber nochmal aus der Mittagsruhe geklingelt, weil der Papst eigentlich noch ein Gruppenbild mit uns haben wollte. Dazu reichte es dann leider nicht mehr, aber zu einer persönlichen Verabschiedung, mit der wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Ich werde nie vergessen, wie Sr. Maria mich aus dem Mittagsschlaf weckte: „Schnell, schnell, der Papst will uns nochmal sehen!“

Vieles gäbe es noch zu erzählen… Als Theologe Josef Ratzinger und als Papst Benedikt XVI. war er umstritten – ich bin dankbar für die persönliche Begegnung mit ihm als Mensch. Möge er jetzt im Licht des Herrn und in seinem Frieden ruhen.

Sr. Birgit-Maria