RÜCKBLICK FEIERLICHKEITEN "125 JAHRE KLOSTERKIRCHE"

Drei kräftige Schläge am Hauptportal der Klosterkirche, von innen der Ruf des Kantors „Öffnet die Tore, öffnet die Herzen…“, dann das Lied der versammelten Gemeinde zum großen Einzug „Öffnet eure Tore, Fürsten, öffnet sie! Seht, der Ehre König ist zum Einzug da…“ - So eröffnete die Klostergemeinschaft in Hegne mit Pfarrer Marcus Maria Gut und Diakon Winfried Schaden am 3. Oktober 2024 den festlichen Gottesdienst am 125. Weihetag der Klosterkirche.
Zusammen mit dem Bau des Provinzhauses war der Bau der Klosterkirche die erste große Baumaßnahme nach der Gründung der badischen Provinz der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz im Jahr 1895 (heute Provinz Baden-Württemberg).
In ihrer sehr eindrücklichen Predigt schuf Schwester Therese Wetzel den Bezug zu Franz von Assisi, dessen geschmückte Statue im Chorraum schon an sein Fest am Folgetag erinnerte. Auch Franziskus hatte eine Kirche gebaut, das Heiligtum von San Damiano, hat dann jedoch den Auftrag „Baue meine Kirche auf!“ immer tiefer verstanden: Es ging um die geistliche Erneuerung, um den Aufbau einer Kirche aus lebendigen Steinen. Dies ist bleibende Aufgabe auch der Kirche von heute, unserer Klostergemeinschaft und einer lebendigen Gottesdienstgemeinde.

Am Abend des Festtages gestalteten der Klosterchor Hegne sowie ein Kammermusikensemble unter Leitung unseres Kirchenmusikers Roland Uhl ein musikalisches Abendlob. Zwischen Instrumentalmusik und Gesang kamen fiktiv drei historische Frauengestalten zu Wort, deren Gedanken dann jeweils in entsprechend ausgewählten Liedern weitergeführt wurden:
Schwester Konrada Bilger (gesprochen von Sr. Josefa M. Harter), in deren Amtszeit als erste Provinzoberin von Hegne der Bau des Provinzhauses und der Klosterkirche fiel, berichtete wie es war, als es noch keine Klosterkirche gab und wie die ersten Schwestern täglich bei Wind und Wetter zu Fuß 40 Minuten den Weg ins benachbarte Allensbach gingen, um die heilige Messe zu besuchen. „Was man für seinen Glauben und seine Überzeugung nicht alles tut… Mit Gott und für Gott kann man vieles!“
Die heilige Klara (gesprochen von Sr. Therese Wetzel) erzählte, wie fast 700 Jahre früher auch Franz von Assisi den Auftrag bekam, eine Kirche zu bauen, wie er diesen Auftrag zunächst ganz wörtlich nahm, dann aber immer tiefer verstand, dass „Kirche aufbauen“ nicht mit dem Gebäude endet. Weiter führte sie aus: Nach dem Vorbild seines Lebens, ganz nah am Evangelium in Armut und im Dienst an den Menschen, leben auch heute Schwestern und Brüder überall in der Welt und „bauen“ weiter an der Kirche Jesu Christi, so auch die Hegner Schwestern hier am Bodensee: „Ich finde es großartig, dass Sie nach der Kirchenrenovierung in den frühen 1990er Jahren Motive des Sonnengesangs meines Freundes Francesco in den Bodenmosaiken des Altarraumes Ihrer Klosterkirche dargestellt haben und somit auch in der Kirchenarchitektur Ihre franziskanische Haltung sichtbar werden lassen.“ Soweit die heilige Klara!
Die biblische Heilige Maria Magdalena (gesprochen von Sr. Marie-Salome Schwert) nahm in ihren Erinnerungen an Jesus Bezug zum Auferstandenen im Chormosaik der Klosterkirche: „Dass Sie, liebe Schwestern, den auferstandenen Christus, der sich mir als Erste offenbart hat, in die Mitte Ihrer Kirchenarchitektur stellen, zeigt mir, in welcher Hoffnung Sie unterwegs sind. Sie nennen sich zwar Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz, sehen also auch das Leiden Jesu Christi und Ihrer Mitmenschen, denen Sie Hilfe anbieten. Aber das Kreuz und das Leiden ist nicht das Ende, sondern die Hoffnung der Auferstehung steht im Zentrum Ihres Glaubens.“ Wahrhaftig ein Grund, dankbar ein Te Deum anzustimmen!

Aus den Beiträgen dieser drei historischen Persönlichkeiten, speziell ausgewählter Musik, thematisch passend ausgewählten Liedern und Bezugnahmen auf die Architektur und künstlerische Ausstattung der Klosterkirche ergab sich eine spannende Wechselwirkung. Unser Kirchenmusiker Roland Uhl hat mit dieser ungewöhnlichen Form eines Abendlobs den Schwestern und den zahlreich erschienenen Gästen ein tief beeindruckendes Erlebnis ermöglicht. Aus seiner Feder stammen auch die lebendigen und informativen Texte, die das Jubiläumsfest in den geschichtlichen und geistlichen Kontext einbetteten. Ihm gebührt deshalb unser besonderer Dank!