IMPULS ZUM 3. FASTENSONNTAG: DER WEINSTOCK

Ich stehe vor dem Fenster mit dem Weinstock (es ist das zweite Fenster von vorne rechts). Dieser Weinstock rankt sich in den Raum, den das Fenster vorgibt, er nutzt den Raum, kann sich aber nicht weiter ausdehnen. Es scheint ein junger Weinstock zu sein, der noch wenig Blätter und Früchte trägt.

Der Weinstock Jesus aber sprengt alle Räume, ja er umspannt die Welt, er ist Mittelpunkt der Erde und des Lebens, ein Raum für alle Reben und für alles, das aus seiner Kraft wächst.

Ein Weinstock kann mit seinen Wurzeln in die Tiefe wachsen, wo für ihn die Wasserquellen sind; er wächst genauso in die Höhe, wo Licht- und Wärmequellen sind. So ist der Weinstock ein Lebensbild und ein Glaubensbild. Er wird für uns zur lebendigen Erfahrung, die uns Jesus zeigen will, wenn er sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

Ich bin also Rebe am Weinstock, verbunden mit dem Weinstock, ich spüre wie Leben, Kraft und Nahrung aufsteigen, wie Knospen entstehen, aus denen Blätter und Blüten wachsen, Trauben reifen. Das Leben kommt vom Weinstock. Ohne den Weinstock vermag ich nichts. Wenn ich unabhängig sein will, schneide ich mich ab von der Quelle meiner Lebenskraft und von der Fähigkeit zu wachsen.

Das Evangelium sagt: „Wie die Rebe aus sich nicht Frucht tragen kann, es sei denn, sie bleibe am Weinstock - so auch ihr nicht; es sei denn, ihr bleibt in Eins mit mir.“

Eine heilsame Erfahrung – auch für mich?

Jesus ist Weinstock, der Vater der Winzer. Der Winzer pflegt und richtet die Reben, er beschneidet sie, schneidet Dürres aus, lichtet die Rebe, indem er Blätter ausdünnt, damit sie nicht die Kraft für die Trauben nehmen. Verdorrtes, Faules und Schädlinge - auch davon reinigt der Winzer die Reben.

„Wer in Eins mit mir bleibt, wie ich in Eins mit ihm, dem Vater: Der trägt viel Frucht. Denn ohne mich vermögt ihr nichts zu tun.“

Der Vater als Winzer schafft auch die Verbindung zum heutigen Evangelium. Jesus kommt nach Jerusalem in den Tempel, in das Haus des Vaters, dem Ort der Gottesnähe, der heiligen Stille und des Gebetes. Als er aber den Tempel betritt, findet er alle Nähe und Beziehungsatmosphäre zerstört, der Tempel ist zu einer Räuberhöhle geworden.

Was ist aus dem Heiligtum geworden, wie konnte es so entweiht werden? Jegliches Gespür für das Heiligtum ist verloren gegangen und es ist zu einem profitreichen Handelshaus geworden. Um das Haus des Vaters zu reinigen, treibt Jesus alle Tiere, alle Geldhändler, alles Unheilige hinaus. Jesus will das Haus der Nähe zu Gott, zu seinem Vater, wieder herstellen.

Endgültig wird durch Jesu Leiden und Sterben der Tempel wieder als Ort der Gottesbegegnung geheiligt.

In der Stille spüre ich: Mein Leben kommt allein vom Weinstock, aus dieser Kraft kann ich wachsen und Frucht bringen. Dieses Leben kann ich leibhaft spüren. Es ist für mich zugleich auch Auftrag, aus der Kraft Jesu zu leben.

Mutter Maria Theresia Scherer, unsere Gründerin, sagt:  „Auf den schauen, von dem alle Kraft kommt.“

Sr. Thomas Morus Güde

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